Bücher, Nagellack, Alltagsgeplauder

19. März 2011

Rezension: Simpel von Marie-Aude Murail


Inhalt (Klappentext): Simpel spielt gern mit Playmobil. Er spricht mit seinem Stoffhasen. Er sagt: "Hier sind alle total blöd!", wenn hier alle total blöd sind, und er kann total schnell zählen: 7, 9, 12, B, tausend, hundert. Simpel ist zweiundzwanzig Jahre alt, doch mental ist er auf der Stufe eines dreijährigen Kindes. Gut, dass sich sein siebzehnjähriger Bruder um ihn kümmert. Doch Simpel zu betreuen ist alles andere als simpel. Und als die beiden Brüder in eine WG ziehen, da wird es erst recht kompliziert!
Simpel ist eines meiner allerliebsten Bücher. Marie-Aude Murail schafft es, ein an sich schwieriges Thema humorvoll und gleichzeitig sensibel zu erzählen. Schließlich ist es für einen 17-Jährigen nicht einfach, sich um den älteren behinderten Bruder mehr oder weniger allein zu kümmern, immer mit der Angst im Rücken, dass der Vater Simpel in eine Anstalt für behinderte Menschen abschiebt. Dennoch ist "Simpel" gleichermaßen zum Weinen und zum Lachen. Meiner Meinung liegt das an der wunderbar originellen Figur des Simpel. Er ist kindlich, aber nicht kindisch und in seiner Naivität unglaublich witzig. Aber man lacht ihn nicht aus, sondern lacht mit ihm. Und er schafft es auf seine ganz eigene, unverwechselbare Art, das Leben seiner Mitbewohner positiv zu verändern und aus den anfangs eher egoistischen Studenten verantwortungsvollere Personen zu machen. Auch sein Bruder und die WG-Bewohner sind tolle Charaktere, lebensnah und glaubhaft. Ich fand es toll zu sehen, wie sich sich im Laufe des Buches immer mehr für Simpel einsetzen und ihn unterstützen.
Ich habe "Simpel" mittlerweile schon dreimal gelesen und kann immer noch über die amüsanten Szenen schmunzeln und fühle mit Simpel mit, wenn er leidet, z.B. als er Mosieur Hasehase (sein Stofftier, mit dem er sich auch ein wenig identifiziert; neben Simpel einer meiner Lieblinge aus dem Buch!).
Ein großes Lob auch an den Übersetzer, denn oft lesen sich Bücher aus dem Französischen wegen dem unterschiedlichen Satzbau ein wenig sperrig. Das ist hier überhaupt nicht der Fall, der Sprachwitz ist komplett erhalten geblieben.
Ich empfehle "Simpel" auch gerne für Literaturpräsentationen und -referate, weil man das Buch sehr gut vorstellen kann und sich viele Szenen großartig zum Vorlesen eignen. "Simpel" ist eigentlich ein Jugendbuch ab 12, aber man kann es, finde ich, auch als Erwachsener lesen, ohne sich im Geringsten zu langweilen oder das Gefühl zu haben, ein "typisches Kinderbuch" zu lesen!

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